Knochenaufbau bei Implantationen – Rolle und Ablauf
Knochenaufbau bei Implantationen kann aus verschiedenen Gründen notwendig werden. Vor der eigentlichen Behandlung werden bei jedem Patienten eine ausführliche Röntgendiagnostik sowie eine klinische Befunderhebung vorgenommen. Bei dieser wird in einigen Fällen ein mangelndes Knochenvorkommen festgestellt, das einen implantologischen Eingriff verhindert. Alter der Patienten, genetische Disposition, Entzündungen oder eine fortgeschrittene Parodontitis sein können eine Ursache hierfür darstellen. Bevor eine Implantation durchgeführt werden kann, muss also ein Knochenaufbau vorgenommen werden. Dabei steht eine Reihe von medizinisch erprobten Möglichkeiten bereit. Je nach Disposition und genauer Diagnose entscheidet der behandelnde Zahnarzt, welches Verfahren Anwendung finden soll.
Die naheliegende Variante des Knochentransplantats bietet einige Vorteile. Das Mangelgebiet wird hierbei durch die entnommenen Eigenknochen aus den meist hinteren Kieferregionen gestärkt. In dieser sogenannten Retromolarregion wird der Knochen durch gezieltes Abschaben oder Entnahme eines Knochenblocks erhalten. Piezochirurgie ermöglicht dabei eine besonders gewebeschonende Entnahme. Nach Gewinnung der nötigen Knochenmasse wird diese in der Zielregion fixiert. Dieser Schritt erfolgt meist mit Kleinstschrauben. Bei der Fixierung wird darauf geachtet, dass die Kontur des Knochens geschalt wird. Dabei wird ein Verfahren angewendet, das mit Schalungen im Betonbau vergleichbar ist. Die gewonnenen Knochenspäne werden schlussendlich dazu eingesetzt, um die Lücke zwischen Knochenblock und aufzubauenden Knochen zu füllen. Innerhalb der Abheilzeit verwachsen und verknöchern diese drei Bestandteile vollständig und schließen den Knochenaufbau bei Implantationen ab.
Da ein Knochenaufbau bei Implantationen durch Eigenknochen nicht immer möglich ist, haben Experten über die Jahre verschiedene Materialien entwickelt, die eine ähnliche bis gleiche Struktur und Zusammensetzung vorweisen wie menschliche Knochen. Häufig wird der Ersatzstoff jedoch nur als Platzhalter verwendet, der oft nach einiger Zeit durch eigene Naturknochen ersetzt oder abgebaut wird. Auch kann sich mit der Zeit zwischen dem Ersatzmaterial neuer Eigenknochen formen. Interessanterweise gibt es neben rein synthetischen Ersatzmaterialien auch tierische und sogar rein pflanzliche Alternativen. Aber auch wenn Ersatzmaterialien verwendet werden, ist eine gewissen Menge an eigenem Restknochen erforderlich, da sonst kein natürlich neues Wachstum zu erwarten ist. Auch garantiert eine ausreichende Menge Restknochen die sogenannte Primärstabilität nach Einbringen des Implantats. Immer öfter werden also Ersatzmaterial und Eigenknochen zusammen verwendet. Oft kann die eigentliche Implantation mit dem Knochenaufbau verbunden werden. Dies wird als einzeitiges Vorgehen bezeichnet. Beim zweizeitigen Vorgehen ist zu wenig Knochen vorhanden. Hier muss nach dem Knochenaufbau bei Implantationen eine Einheilzeit von standardisierten sechs bis zwölf Monaten gerechnet werden, statt mit den üblichen circa drei Monaten.
Der klassische Ablauf eines sogenannten Sinuslifts ist wie folgt: Im ersten Schritt muss ein Zugangsfenster zur Kieferhöhle geöffnet werden. Dies erfolgt meist seitlich am Kiefer. In der Folge muss die Membran, die die Kieferhöhle auskleidet gelöst und angehoben werden. In den entstandenen Hohlraum füllt der behandelnde Zahnarzt Eigenknochen oder Knochenersatzmaterial. Bei ausreichendem eigenen Knochenvorkommen kann nun im gleichen Schritt das Einsetzen des Implantats erfolgen. Alternativ muss bis zum Ende des Knochenaufbaus und der Einheilungszeit von circa sechs Monaten mit dem zweiten Operationsschritt gewartet werden.